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SchnürlmäherIN, Zeichnung: Nikkolo Feuermacher 2019

Anmerkung der Redaktion: wir möchten mit diesem Blog eine schwingende, positive Bewegung fördern. Texte in denen andere schlecht dargestellt werden veröffentlichen wir in der Regel nicht. Leider sehen wir uns gezwungen mit diesem Beitrag eine Ausnahme zu machen. Der Schnürlmäher – fälschlicherweise oft als Motorsense bezeichnet – wird in unseren Kursen so oft von Teilnehmenden angesprochen, dass wir Nikkolo Feuermacher gebeten haben kurz etwas über ihn zu schreiben. Danke für Ihr Verständnis und Ihre Nachsicht.
Motorsense klingt wie Motorrad – und hört sich im Betrieb auch so an. Das ist das beste an ihr.
Mit einer Sense hat sie nichts zu tun – ausser, dass sie sie in manchen Städten zu verdrängen scheint.
Hier eine Bewertung in 11 Punkten:

1. Der Schnürlmäher kürzt die Wiese nicht mit einer Klinge und einem Schnitt wie die Sense, sondern durch ein Schnürl (Faden, Seil, Senkel), das (durch einen Motor angetrieben) schnell rotiert. Die Rotation des Schnürls reisst die Pflanzen ab, zerkleinert alle nicht zu harten Stoffe und schleudert festere Teile die getroffen werden (Glassplitter, Steinchen, Blechteile, Schrauben, …) mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft. Deshalb ist der Rotationsraum des Schnürlmähers in der Regel gedeckelt. BenutzerINNEN müssen Sicherheitsschuhe tragen. Gesicht und Körper müssen geschützt sein. Versicherungsrechtlich müssen SchnürlmäherINNEN ihre Mitmenschen warnen und fern halten. Dazu hilft das Betriebsgeräusch, gegen dass sich die SchnürlmäherINNEN selbst mit einem Hörschutz schützen sollen.
Flächen auf denen Schnürlmäher zum Einsatz kommen, müssen (mindestens) mit einem Baustellenband gesperrt sein, denn es gibt auch gehörlose Menschen und die Flugweite der aufgeschleuderten Kleinteile kann vom Schnürlmäher selbst nicht eingeschätzt werden.
Rechtlich haften die BenutzerINNEN von Werkzeugen für Schäden die von Ihnen verursacht werden (z.B. Augenverletzungen).

2. In Produktion und Betrieb verbrauchen Schnürlmäher (egal ob mit Benzin oder Strom betrieben) sehr viel mehr Energie und Rohstoffe als eine Sense. Schnürlmäher haben eine deutlich kürzere Lebensdauer, können nicht einfach selbst repariert werden und belasten durch mehr Abgase (auch wenn diese am anderen Ende der Steckdose entstehen) bei Produktion und Betrieb.
Schnürlmäher verbrauchen nicht nur Sprit oder Strom, sondern auch die Schnürl mit denen sie mähen (Plastikschnürl verbrauchen sich mehr und schneller als stählerne Schnürl). Das bedeutet bei einem Schnürlmäher mit Plastikschnürl: beim regelmässigen Mähen wird auf dem gesamten Grundstück zerhäckselter Plastikmüll ausgebracht.

3. Schnürlmäher reissen die Pflanzen ab und zerstören ihre Zellstruktur an den Wundrändern. Dadurch haben die Pflanzen ein höheres Risiko durch eindringende Pilze oder Krankheitskeime befallen zu werden. Sie werden leichter krank als beim sauberen Schnitt mit einer scharfen Klinge.

4. Beim Nachwachsen des Grases sehen auch Laien auf den ersten Blick einen graubraunen Film über DER Wiese, die mit dem Schnürlmäher bearbeitet wurde, denn die Oberkanten der Gräser sind ausgefasert, die Fasern tot und verdorrt.
Eine nachwachsende Wiese nach dem Sensenmähen ist grün, denn an den Schnittflächen kann die Pflanze die Wunde selbst verschliessen und weiter wachsen.

5. Schnürlmäher zerhäckseln und verletzen Insekten (Bienen, Schmetterlinge), Frösche, Eidechsen, Schlangen, Kleinsäugetiere. Was in ihren Kreisel kommt wird geschädigt.
Das Mähen mit der Sense dagegen ist eine übersichtliche, kontrollierte und bewusste Tätigkeit, denn das Sensenblatt ist immer deutlich im Blick. Insekten, Reptilien, Amphibien und Säugetiere haben durch die langsame Bewegung der Sense genug Zeit heil zu entkommen.

6. Der Schnürlmäher braucht für die gleiche Fläche mehr Zeit als die Sense. Verschiedene – selbstverständlich mit Videos dokumentierte – Wettbewerbe auf der ganzen Welt (bei denen Menschen mit beiden Werkzeugen gegeneinander antreten) beweisen das wiederholt.
Der Schnürlmäher ist mit Abstand weniger effektiv, weniger wirtschafltich/ökonomisch (für die NutzerINNEN) und weniger ökologisch.

7. Schnürlmäher brauchen einen Anlasser, Sensen sind sofort einsatzfähig.

8. Da Schnürlmäher auch von unangelernten Menschen ohne botanische Kenntnisse und ohne Liebe zur Natur genutzt werden, sind sie schneller einsatzfähig als Sensen, deren NutzerIN zumindest die eigene Motorik schulen muss.
Der Nachteil: wer nur am Aussenkreis der Rotation sehen kann was eigentlich passiert, merkt erst NACH dem Mähen was angerichtet wurde.
Viele Bäume werden durch Schnürlmäher getötet indem ihre Rinde ringsum durch das Schnürl durchtrennt wird. Das geschieht oft unbewusst und unbeabsichtigt, was das ganze noch schlimmer macht.
Der Schaden den Schnürlmäher an Bäumen im öffentlichen Raum (der öffentlichen Hand) schaffen ist immens – aber bislang unbeziffert. Bäume die Schnürlmäher im privaten Raum töten sind ungezählt.

9. Der Schnürlmäher hat ein höheres Gewicht als eine Sense und belastet den Körper der SchnürlmäherINNEN zusätzlich durch die aufgezwungene, unnatürliche Haltung sowie die Anspannung, die entsteht wenn ständig gegen einen lauten Motor gehalten werden muss.

10. Schnürlmäher sind kein selbstermächtigendes Werkzeug, sondern schaffen Abhängigkeiten: von der Steckdose, der Tankstelle, dem Händler mit Schnürln, den Reparaturdiensten und den dazugehörigen Konzernen.

11. Schnürlmäher sind noch erlaubt.
Selbst in der Stadt Graz / Österreich, die z.B. 2014 Laubbläser verboten hat.

alle Bildrechte bei Nikkolo Feuermacher 2018

Zeichnung: Nikkolo Feuermacher

Gesamturteil:
schädlich
+ : Potential zum Aufreiben / Beeindrucken (leider nicht nachhaltig)