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Bild: Nikkolo Feuermacher 2021

Nein, Sensenlehrer ist Thich Nhat Hanh keiner. Oder zumindest nicht direkt. Der weltbekannte buddhistische Mönch, Schriftsteller und Friedensaktivist, geboren 1926 in Vietnam, hat in seinem Leben über 100 Bücher veröffentlicht. Ihm verdanken wir die allgemeine Bekanntheit des Begriffes der Achtsamkeit oder des Gewahrseins. Diese besondere Energie führt dazu, dass alltägliche Handlungen entspannt und mit Freude verrichtet werden und Sinn bringen. So auch das Mähen mit der Sense, das Thich Nhat Hanh selbst ausprobiert und beschrieben hat:

Hast Du schon einmal Gras mit einer Sense gemäht? Vor fünf oder sechs Jahren brachte ich eine Sense nach Haus und versuchte damit, das Gras vor unserer Hütte zu mähen.

Ich brauchte mehr als eine Woche, bis ich die beste Art und Weise der Handhabung herausfand. Die Art und Weise, wie Du stehst, wie Du die Sense hältst, der Winkel des Sensenblattes zum Gras, das alles ist wichtig!

Ich fand heraus, dass,wenn ich die Bewegungen meiner Arme mit dem Rhythmus meines Atmens koordinierte und ohne Hast arbeitete, bei Aufrechterhaltung von Gewahrsein meiner Aktivität, es mir möglich war, längere Zeit zu arbeiten. Wenn ich dies nicht tat, wurde ich schon nach 10 Minuten müde. Eines Tages kam ein Franzose italienischer Abstammung bei meinen Nachbarn zu Besuch, und ich bat ihn, mir zu zeigen, wie man mit einer Sense mäht. Er war sehr viel erfahrener als ich, aber größtenteils benützte er dieselbe Haltung und dieselben Bewegungen. Was mich erstaunte war, dass auch er seine Bewegungen mit seinem Atem koordinierte. Seitdem, wann immer ich einen der Nachbarn mit seiner Sense Gras mähen sehe, weiß ich, sie praktizieren Gewahrsein.“

(aus: Thich Nhat Hanh, Die Sonne Mein Herz, Theseus Verlag, Zürich, München, 1994, Seite 32) Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Kamphausen Media GmbH.