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No-mow-May“ – unter diesem Schlagwort kämpfen seit einigen Jahren in Großbritannien, den USA und mittlerweile auch in Deutschland, Menschen gegen die grassierende Mähwut und für mehr Artenvielfalt in heimischen Gärten. Heißen wir den mähfreien Mai auch hierzulande willkommen! Es lohnt sich.

Foto: Irmgard Kirchner

Als langjährige Sensonautin weiß ich (wie die Leser*innen dieses Blogs): Wer eine artenreiche Wiese möchte, sollte maximal zweimal im Jahr mähen, das erste Mal frühestens im Juni, das zweite Mal im Herbst. Das verschont die Frühblüher und bietet den aus dem Winterschlaf erwachenden Insekten Schutz und Nahrung. Immer mehr Tier- und Pflanzenliebhaber*innen lassen daher in ihrem Garten ein „wildes Eck“ stehen.

Im vergangenen Mai habe ich allerdings nicht nur meiner Wiese sondern auch den übrigen Flächen keinen Grashalm gekrümmt. Schuld daran war kein Konzept, sondern eine mehrwöchige Zugreise nach Frankreich. Und heuer werde ich es wieder tun: In der Zeit des stärksten Wachstums, wenn rundherum die Rasenmäher dröhnen, das sprießende Grün in Ruhe lassen. Die Erfahrung im vergangenen Jahr war geradezu magisch. Innerhalb von vier Wochen hat sich meine Wahrnehmung des Gartens komplett verändert. Eine unsichtbare Kraft hatte die Gestaltung übernommen und aus ihm einen Organismus aus wogendem Grün gemacht. Auf diesem Stückchen Erde, das ich absurderweise mein eigen nenne, fühlte ich mich als demütiger Eindringling.

Foto: Irmgard Kirchner

Ich habe dann doch mit der Sense kleine Flächen aus dem Grün herausgeschnitten: den Weg zum Haus, den Pfad zum Komposthaufen und eine kleine Fläche für den Sitzplatz. Dabei begegnete mir die erste Plattbauchlibelle meines Lebens. Sie hat meinen Schnitthaufen so beharrlich umschwirrt, dass ich ihn für sie liegen gelassen habe. Welche Begegnungen der kommende Mai bringen wird?

Der mähfreie Mai kehrt für einen Monat das Verhältnis Wiese – Rasen und die Machtverhältnisse zwischen Mensch und Natur um. Frühblüher, Insekten und ich möchten diese Zeit nicht missen.