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Foto: Irmgard Kirchner 2022

Nikkolo Feuermacher spricht im Sommer 2022 mit einem Faucheur Volontaire in Frankreich.

Die Faucheurs Volontaires, also die Freiwilligen Schnitter in Frankreich sind uns bekannt.

Während in Österreich 1997 nach einem Volksbegehren der Nationalrat durch ein Moratorium die Verbreitung von genmanipulierten Pflanzen verbietet, ist die französische Regierung den entgegengesetzten Weg gegangen und erlaubte 1996 die Verbreitung genmanipulierter Pflanzen zu Versuchszwecken. Die französische Regierung war mit dieser Entscheidung nicht in der Lage Frieden auf den französischen Feldern herzustellen. Menschen, die durch die Verbreitung genmanipulierter Pflanzen Gefahr im Verzug sehen für Mensch, Tier, Pflanze und den Planeten, haben 1999 begonnen Felder mit genmanipulierten Saaten freiwillig zu mähen. Nachts.

Was ist bis 2022 aus dieser Bewegung geworden?

Sie existiert noch.

Hat der Gesetzgeber reagiert?

Nicht im Sinne einer Befriedung.

Allerdings sind die Faucheurs Volontaires 2022 nicht mehr mit der Sense unterwegs. Die Situation nachts auf den Feldern ist weiterhin angespannt und sogar gefährlicher geworden. Es gibt inzwischen auch Menschen, die die Gensaat unter Körpereinsatz verteidigen wollen und ebenfalls nachts unterwegs sind. Und es gibt die Polizei, die Besitzstörungen verfolgt. In einem nächtlichen Handgemenge oder bei einer Polizeikontrolle auf der Landstrasse, möchte niemand mit einer Sense erwischt werden. Also sind die Freiwilligen Schnitter dazu übergegangen genmanipulierte Pflanzen mit blosen Händen auszureissen. Handarbeit. Ein technischer Rückschritt.

Da einem Faucheur Volontaire als Höchsstrafe 5 Jahre Gefängnis oder 75.000 € Strafe drohen, kann niemand einfach ein Interview mit ihnen machen oder ihre Sprecherin zu einer Versammlung einladen. Daher ist die Confédération paysanne, eine Organisation aus dem Spektrum der Via Campesina, dazu übergegangen für die Freiwilligen Schnitter zu sprechen – wo es angebracht ist.

Ein neuer aktueller Konfliktpunkt sind die Méga-Bassines in Frankreich. Künstlich geschaffene Seen, Wasserreservoires, etwa so gross wie sieben Fussballfelder (240.000 Kubikmeter Wasser) in denen an die Oberfläche gepumptes Grundwasser dazu verwendet wird Felder mit genmanipulierter Soja und Raps zu bewässern. Ausser, dass die Freiwilligen Schnitter die Verbreitung von genmanipulierter Saat (OMG) kritisieren, geht es um die Verteilung von Grundwasser – was Angesichts der Klimakrise an Brisanz gewinnt – und um die Kritik an der Produktion von Pflanzen die allein für den Export bestimmt sind, die nicht Menschen unmittelbar ernähren, sondern die internationale Spekulation mit landwirtschaftlichen Produkten befeuern.

Neben nächtlichen Löcherungen solcher Méga-Bassines (ohne Sensen) setzen die Faucheurs Volontaires 2022 verstärkt auf Informationsarbeit.

In den französischen Standard-Medien wird nichts über OGM oder Méga-Bassines berichtet. Wir glauben nicht, dass Gewalt und Berichte über diese Gewalt in den Standard-Medien uns viel weiter helfen wird. Wir setzten auf alternative Informationskanäle:

basta.media

reporterre.net

oder AlterTour, wo Menschen mit dem Fahrrad eine Tour-De-France machen und dabei an politischen Protesten und Aktionen teilnehmen.

Damit wollen wir Menschen erreichen und mobilisieren. Diese Menschen geben uns die Stärke zur Veränderung. Die letzte Präsidentschafswahl in Frankreich war eine zwischen Pest und Cholera, aber das wird sich nicht wiederholen.“ sagt uns ein Faucheur Volontaire, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen möchte, in einem persönlichen Gespräch.

Also: Keine Sensenkurse mehr für die Faucheurs Volontaires aber etwas Öffentlichkeitsarbeit.

Wir bleiben am Thema.