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Über kleine Freuden und auch Enttäuschungen von Béla B.
Sieben Monate sind seit meiner Ankunft in Guatemala vergangen.
Ich durfte viel Reisen: zum tropischen Regenwald, vom Pazifikstrand zum Atlantik; und weiter bis in die Hochebenen des Cuchumatan-Gebirgszugs auf über 3000 Meter Höhe im Westen des Landes. Reisen hier bedeutet: hinaufzufahren (mit dem Auto) um gleich ins nächste Tal wieder abzutauchen. Ein ständiges auf und ab. Unaufhörlich. Aber nicht nur mit dem Auto geht es so, auch zu Fuß. Von acht Vulkanen habe ich bisher schon heruntergeschaut, und die Aussicht auf die meisten anderen Vulkane des Feuerrings genossen.
Die Regenzeit hat über den Müll buchstäblich Gras wachsen lassen, hier in Guatemala. Alles ist grün, üppige Farben überall, mir bekannte und unbekannte Vögel fliegen und singen herum. Im Dschungel des Rio Dulce, unweit der karibischen Küste, liege ich in der Nacht wach und lausche dem Regen, der auf das Dach meiner Hütte unter den Bäumen prasselt. Untertags bewundern wir Leguane, riesige grüne Kröten, winzige Kolibris, handtellergroße Schmetterlinge (die himmelblauen Morpho Peleides sind meine Lieblinge). Wir paddeln zu heissen Flußquellen und kristallklaren Wasserfällen. Es ist paradiesisch. Immer wieder drängt jedoch das Geräusch von Motorsägen und riesigen stürzenden Bäumen ins Paradies. Das macht traurig. Nein, macht wütend.
Unser Guide Luis führt uns stundenlang durch seinen Regenwald und erzählt uns von seinen Bemühungen diesen zu halten und zu vergrößern. Das mach Hoffnung. Ein wenig.
Aber jetzt zu den Wiesen: die sprießen trotz Regenzeit nicht. Sie sind üppig, das Gras wächst, aber sie kommen nicht hoch. Auf den Wiesen quer durch das Land freuen sich große Herden von Rindern über die gehaltvolle Nahrung.
Ich fahre also viel im Auto herum und muss dabei die Straße ständig im Auge behalten: riesige Löcher tauchen unvermittelt auf und machen die Fahrt unangenehm gefährlich. Aus dem Augenwinkel beobachte ich die alles überragende grüne Farbe. Und ich suche immer noch nach jemanden mit einer Sense in der Hand. Auch wenn ich mittlerweile weiß, dass die Chance sehr gering ist.
Dann sitze ich eines Abends im Patio des Hauses von Freunden in der Hauptstadt Guatemala City und mir fällt die ca. 3 mal10 Meter große „Wiese“ dieses Innenhöfchens (Patio) ins Auge. Das Gras wuchert, Kräuter wachsen unkontrolliert neben der Mauer. Ich beschließe der „Wiese“ eine Mahd zu verpassen.
Gesagt, getan: am nächsten Tag, früh, gleich nach dem Morgenkaffee, mache ich mich ans Werk. Viel Zeit habe ich nicht, die Reise geht weiter. Meine Suche nach Werkzeug befördert zwei alte Gartenscheren zu Tage. Sie schneiden nicht. Ich versuche sie einsatzfähig zu machen. Und scheitere.
Da fällt mein Blick auf einen Schnürlmäher in einer Ecke. Ich hasse die Dinger. Sommererinnerungen an Ungarn holen mich ein: ein tägliches, mehrtöniges Konzert dieser ohrenbetäubenden Geräte begleitete mich durch die Sommerurlaube in der pannonischen Tiefebene. Das Schnittgut wurde dort dann auch noch in schwarze Plastiksäcke gepackt und von der Müllabfuhr abgeholt. Ich verstand die Welt nicht.
Aber zurück zu meinem aktuellen Dilemma: Soll ich aufgeben? Oder den Schnürlmäher verwenden? Ich gestehe: ich habe es getan. Nach dem Gemetzel (anders kann man das nicht nennen) war meine Hose grün, die Rasenfläche bereit wieder zu wachsen. Mit einem fahlen Geschmack im Mund mache ich mich an die Weiterreise.
In der Zwischenzeit habe ich eine einheimische Mähtechnik beobachtet! Gerade bin auf der Suche nach einem Lehrer, der mich in die Künste des Grasschneidens mit der Machete einführt.
Das Gras im Patio wuchert inzwischen auch wieder! Es gibt also Hoffnung!

Danke für einen kurzen Einblick in eine fremde exotische Welt.
Wiesen mähen ist hier kein Thema, es hat wochenlang nicht geregnet, alles Gras ist braun und dürr, so dass jeder Regentropfen willkommen ist, und allein die Vorstellung von prasselndem Regen ist schon schön.Die Probleme hier sind anderer Natur: bedingt durch den Krieg mangelt es uns an Gas und Strom, vermutlich werden wir im Winter unfreiwillig frieren, in Russland wird die Gaslieferung gedrosselt.
Bleiben wir optimistisch.
Dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg und hoffentlich bald wieder gute Nachrichten
Lieber Thomas,
Die Energiekrise ist leider hier auch zu spüren auch wenn diese hier andere Auswirkungen hat.
Wir wollen auf das Beste hoffen.
Grüße
Béla
Lieber Béla,
es ist eine grosse Freude für Verena und mich deinen so lebendig geschriebenen Text zu lesen!
Deine Gedanken zu den Beobachtungen sind sehr interessant, auch wenn aus europäischer Sicht nicht immer verständlich ist, warum es denn sein muss, wie es sich darstellt.
Ihr leistet einen sicher wertvollen Beitrag, wenn ihr euch so präsent mit den Menschen in Zentralamerika auseinander setzt und euch so aktiv einbringt!
Alles Gute und liebe Grüsse, Christian und Verena
Danke Cristian, danke Verena!
Hallo Béla.
Schön von Dir zu lesen. Wir kaufen uns gerade eine Sense, denn es gibt bald Kaninchen bei uns und die brauchen Sensenheu!
Es herbstelt schon hier und wir genießen die tolle Gemeinschaft in Wördern.
Ich wünsche Dir noch viele schöne Eindrücke auf eurer Reise und mach Dir keinen Stress wegen dem Wald – er wächst wieder!
Umarmung
Nico
Servus, ja er wächst nach. Nach 30 Jahren konnte ich das auch in den Karpaten beobachten. In manchen Gegenden ist der Mensch allerdings schneller beim Roden.
Grüße nach Wördern.