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Bild: Nikkolo Feuermacher 2021

In der Vorweihnachtszeit meldet sie sich regelmäßig: meine Kaufhemmung.

Einkaufs-Ausflüge in die Innenstadt mit mich selbst überraschender Ausbeute sind fast schon Geschichte. Die Lust an den Dingen ist allmählich zu einer Last geworden. Die Themen nachhaltiger Konsum und faire Arbeitsbedingungen weltweit (Stichwort „Lieferkette“) fordern mich gedanklich heraus. Und dann noch die Lektüre der japanischen Ausmist- und Aufräum-Meisterin Marie Condo! Mit welchen Dingen will ich leben? Wie vielen Dingen kann ich den ihnen gebührenden Platz und die angemessene Achtsamkeit geben?

Unbequeme Gedanken in der Jahreszeit, in der es allgegenwärtig um das Schenken geht. Und das hat meistens eine stoffliche Komponente,wie die entsprechenden Umsatzerwartungen des Handels zeigen.

Nicht zu schenken ist auch keine Lösung. Geschenke stellen ein feines Netz sozialer Beziehungen her und halten sie aufrecht. Schenken und Geschenke annehmen heißt, dass man etwas miteinander zu tun haben will. Dass ich beim anderen etwas gut habe, schafft Sicherheit. Man muss dabei nicht gleich an Korruption denken. Gelernt habe ich das von meinem indischstämmigen Nachbarn, einem Taxifahrer. Vom bestellten Taxi im Stich gelassen, half er, der zufällig vorbeikam, aus der Klemme. Die Fuhre ließ er mich – da war er ganz bestimmt – nicht bezahlen. Schließlich könne er mich im Gegenzug einmal um Hilfe bei einem Behördenkontakt fragen. Was für eine Beleidigung, ein Geschenk nicht anzunehmen!

Und der Schenkende zeigt immer etwas von sich selbst: seinen Geschmack, seine Großzügigkeit und wie gut er das Gegenüber kennt. Schenken ist ein komplexer Vorgang.

Was mag ich also schenken? Mangels Talent scheidet bei mir Selbstgemachtes, das meinen Ansprüchen genügt, aus. Fließt Geld, so ist meine erste Frage: Wer verdient daran? Eine junge Wiener Keramikerin, mein Lieblingsbuchladen, das Delikatessengeschäft, in dem Selbst-Fermentiertes angeboten wird oder ein anonymer Industriebetrieb oder Online-Gigant? Ich schenke, was ich selber gerne mag und von dem ich will, dass es in der Zukunft weiterexistiert. Nicht zufällig sind heuer drei Sensenblätter aus österreichischer Produktion dabei. Manchmal gestatte ich mir, beim Schenken im Geheimen auch an mich zu denken. Nie bereut habe ich den verschenkten Momo-Kurs. Die dabei erworbenen Kenntnisse des Herstellens tibetischer Teigtaschen haben mir denkwürdige kulinarische Momente beschert.

Originell und nachhaltig ist es, einen Kurs im Sensenmähen zu verschenken. Auf jeden Fall eine interessante Erfahrung für den Beschenkten und eine Wohltat für die Natur. Die aufkommende Freude am Sensenmähen macht auch eventuell vorhandene eigennützige Hintergedanken hinfällig.